Brüderchen und Schwesterchen
Aus dem Hause See-Igel kommen Jahr für Jahr kleine Kunstwerke auf CD, die ausgesuchte Märchen und oft eigens dafür eingespielte klassische Musik zu wunderbaren Erlebnissen für Kinder und Erwachsene werden lassen. Mit „Brüderchen und Schwesterchen“ hat der kleine Verlag am Bodensee der Reihe jetzt ein weiteres Juwel hinzugefügt. Katharina Wackernagel erzählt das von den Brüdern Grimm gesammelte Märchen mit einfühlsamer Stimme und schafft eine anheimelnde Atmosphäre. Sie berichtet von den beiden Waisenkindern, die es bei der garstigen Stiefmutter nicht mehr aushalten und in den Wald laufen. Doch die Stiefmutter legt einen bösen Zauber über die Natur: Das durstige Brüderchen trinkt Wasser und wird in ein Reh verwandelt. So leben sie, bis sich ein König in Schwesterchen verliebt und sie schließlich heiratet. Auch das Reh zieht mit ins Schloss. Als die junge Königin ein Kind bekommt, findet die Stiefmutter einen Weg, sie zu töten und dem König ihre eigene Tochter als Frau unterzuschieben. Schwesterchen deckt jedoch als geisterhafte Erscheinung die böse Tat der Stiefmutter auf und kehrt ins Leben zurück. An dieser Stelle zeigt sich, dass Ute Kleeberg das Märchen der Grimms für den See- Igel Verlag sinnvoll verändert hat. Denn die böse Stiefmutter wird nicht als Hexe verbrannt (wie bei den Grimms) sondern samt Tochter in den Wald geschickt. Dort fallen beide dem eigenen Zauber zum Opfer. Und endlich wird aus dem Reh wieder ein Mensch.
Zwischen den Abschnitten der Märchenerzählung spielen Christoph Eß (Horn), Jean-Eric Soucy (Geige) und Thomas Wellen (Klavier) Musik von Alexander Glasunow, Sofia Gubaidulina, Charles Koechlin, Benedetto Marcello, Gioachino Rossini und Camille Saint-Saens. Die kleinen Werke passen vorzüglich in die Stimmung des Märchens und geben der Fantasie weiten Raum.
„Brüderchen und Schwesterchen“, Verlag See-Igel, ISBN 978-3- 935261-27-2, 15,50 Euro.
Wetzlarer Neue Zeitung Samstag 30. November 2013
Die Hörbuch-Kritik
Märchen
und Musik
VON KLAUS P. ANDRIEßEN